29.07.2021

„Die Eintracht ist ein Teil meines Lebens“

1959 gewannen nicht nur die Fußballer die Deutsche Meisterschaft, sondern auch die Tischtennis-Damen. Mit von der Partie: Christa Schmidt-Holzhauer, geb. Ambron, die heute ihren 80. Geburtstag feiert.

Schon ihr ganzes Leben nimmt Eintracht Frankfurt eine große Rolle in Christas Leben ein. Im Alter von sechs Jahren nahm ihr Vater sie bereits das erste Mal ins Stadion mit, damals trug die Fussballmannschaft der Eintracht ihre Spiele noch am Riederwald aus. „Mein Vater hat mich auf die Schultern genommen, damit ich nicht so weit laufen musste“, erinnert sie sich. „So fing das mit der Eintracht an und seitdem auch geblieben.“

„Das ist schon etwas Besonderes“

Christas Weg in die Tischtennismannschaft verlief dagegen weniger gradlinig. Mit ihrer Freundin Marlies Berger hatte sie in Bockenheim angefangen Tischtennis zu spielen. Kurze Zeit später wechselten die beiden zum Polizeisportverein Grün-Weiß Frankfurt, für den sie auch bei den Landesmeisterschaften im Tischtennis antraten. „Dort haben wir im Doppel gespielt und waren auch ganz gut“, berichtet Christa. Den Freundinnen sei damals der Schritt zur Eintracht empfohlen worden. „Man sagte uns: ‚Ihr müsst zur Eintracht, dort bekommt ihr Förderung!‘ Und so war es dann auch.“

Zu dem Zeitpunkt, als Christa und Marlies zu den Adlerträgerinnen stießen, hatten jene allein in der 1950er Jahren schon sechs Mal die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen. „Wir waren ganz oben“, so die heute 80-Jährige, deren Tischtennisschläger aus jener Zeit sogar im Eintracht Museum ausgestellt ist. „Ich bin wohl der einzige Eintracht-Fan, der sagen kann: ‚Meine Mutter ist Teil der Ausstellung im Eintracht-Museum‘“, erklärt Christas Tochter Anke stolz. „Das ist schon etwas Besonderes.“

Eng geknüpfte Bande

Ihre Zeit bei Grün-Weiß Frankfurt und der Eintracht haben Christa und ihre Familie in einem Album festgehalten. Die alten Fotos und Zeitungsartikel zeugen nicht nur von dem sportlichen Erfolg der Meister-Mannschaft, sondern auch von den freundschaftlichen Beziehungen, die unter den jungen Frauen herrschten. „Wir haben uns sogar mal die gleichen Schlafanzüge gekauft“, lacht Christa. „Und abends haben wir zusammengesessen und Blödsinn gemacht.“ Selbst in der Zeitung fand dieses modische Statement nach der Meisterschaft Erwähnung. „Der ausgeprägte Sinn für modische Einfälle wurde sogar auf die Nachtkleidung übertragen“, hieß es dort. „Kann eine Mannschaftsharmonie noch besser demonstriert werden?“

Obwohl sie und Marlies mit Abstand die Jüngsten in der Mannschaft waren, war ihr Verhältnis auch zu den älteren Spielerinnen sehr gut. Selbst nach der aktiven Zeit hätten sich Teile der Mannschaft noch regelmäßig zum gemeinsamen Skat spielen getroffen, berichtet Christa. „Aber irgendwann ging auch das zu Ende.“ Doch nicht nur innerhalb der Mannschaft herrschte stets gute Stimmung, auch bei der Eintracht selbst hat sich die Tischtennis-Spielerin immer wohlgefühlt. „Der Verein war wichtig und hat sehr viel für uns gemacht“, erinnert sich die 80-Jährige. „Heinz Fuß (Anm. d. Red.: der Gründer der Tischtennisabteilung) hat sich damals sehr für uns eingesetzt.“ Sogar eine Ehrentribüne habe es am Riederwald für die erfolgreichen Sportlerinnen gegeben. „Die war zwar nicht überdacht, aber das war dann auch egal“, lacht Christa. „Wir waren immer da, die ganze Mannschaft saß zusammen.“ Sie ergänzt: „Von dem ganzen Haufen, der immer zum Fußball gegangen ist, bin jetzt nur noch ich übriggeblieben.“

„Die Eintracht ist geblieben“

Die älteren Spielerinnen der Rekordmeister-Mannschaft beendeten ihre sportliche Karriere kurz nach dem Erfolg 1959. Christa und ihre Partnerin Marlies schwangen dagegen noch bis Ende der Sechziger Jahre die Tischtennis-Schläger für die Eintracht. „Es war mit eine der schönsten Zeiten meines Lebens“, blickt sie heute auf ihre sportliche Karriere zurück. Gleichwohl ihre aktive Zeit in der Tischtennisabteilung mittlerweile schon weit in der Vergangenheit liegt, ist Christas Verbindung zum Verein weiterhin sehr eng. „Die Eintracht ist geblieben – das geht gar nicht anders“, betont sie und habe sogar überlegt, nochmal zu versuchen an eine Dauerkarte zu gelangen. „Ein wenig möchte ich noch ins Stadion gehen. Wenn jetzt wieder Zuschauer zugelassen werden, bin ich hoffentlich bald wieder dort. Meistens saßen wir (der Enkelsohn und Christa, Anm. d. Redaktion) direkt über dem G-Block.“

Vereinstreue über 70 Jahre

In den über siebzig Jahren, die Christa schon mit der Eintracht verbindet, kamen viele schöne und ebenso viele dramatische Momente zusammen. „Als die Fußballer Pokalsieger geworden sind, war das für mich mit das Größte“, erzählt sie. Doch auch das Relegationsspiel 2016 gegen Nürnberg sei ein emotionaler Moment für Christa gewesen. „Da sind wir aus dem Stadion raus und mussten erst mal einen großen Humpen Bier trinken.“ Auch der Rest der Familie trägt die Leidenschaft für die Diva mit. Selbst Christas einjähriger Urenkel Louis trägt bereits das Trikot mit dem Adler auf der Brust, ihr Mann baute die Straßenbahn, auf der die Pokalhelden der Eintracht abgebildet waren, im Modell nach. „Mein Mann hat den Bezug durch mich bekommen“, erklärt Christa. „Er weiß, wie sehr ich daran hänge und hat sogar eine V-200 Modellbahn, mit der die SGE damals als Helden zurückkamen für mich gebastelt. Die steht noch heute im Museum.“

Eintracht Frankfurt ist für mich ein Teil meines Lebens.

Christa Schmidt-Holzhauer

Die langjährige tiefe Verbundenheit mit Eintracht Frankfurt scheint auch an Christas 80. Geburtstag nicht abnehmen zu wollen – eher im Gegenteil. Wer in den nächsten Jahren ins Stadion geht, sollte nicht überrascht sein, dort die Tischtennismeisterin von 1959 anzutreffen. „Ich schaue Fußball, ich gehe ins Stadion. Ich leide mit und ich gewinne mit“, erklärt Christa. „Eintracht Frankfurt ist für mich ein Teil meines Lebens.“